Homeoffice 2025: Rechte, Pflichten & Chancen für HR und Arbeitgeber
Seit der Pandemie hat sich das Arbeiten von zuhause fest etabliert. Was als Notlösung begann, ist längst Teil moderner Arbeitskultur. Laut einer aktuellen ifo-Erhebung arbeiten im Jahr 2025 rund 24,5 % der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig im Homeoffice – die Quote bleibt seit über zwei Jahren stabil. Auch das Statistische Bundesamt bestätigt: Fast jede*r vierte Erwerbstätige nutzt inzwischen dauerhaft oder teilweise Telearbeit. Besonders gefragt ist das Modell bei Beschäftigten mit akademischem Hintergrund und in wissensintensiven Branchen.
Für HR-Abteilungen ist Homeoffice damit mehr als nur ein Flexibilitätsversprechen – es ist ein strategischer Faktor im Wettbewerb um Fachkräfte. Die Mehrheit der Arbeitnehmenden möchte laut einer StepStone-Studie (2024) zumindest an zwei bis drei Tagen pro Woche von zuhause arbeiten. Gleichzeitig zeigen die Daten: Unternehmen, die Homeoffice anbieten, haben bis zu 30 % mehr Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen.
Kein gesetzlicher Anspruch – aber klare Spielräume für Arbeitgeber
Rechtlich bleibt Homeoffice in Deutschland eine Ermessensfrage des Arbeitgebers. Ein generelles Recht auf Homeoffice existiert bisher nicht. Arbeitgeber*innen bestimmen den Arbeitsort, sofern im Arbeits- oder Tarifvertrag nichts anderes vereinbart wurde.
Nur wenn entsprechende Klauseln in Arbeitsverträgen, Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträgen stehen, haben Beschäftigte einen Anspruch auf Heimarbeit. In der Praxis empfiehlt sich deshalb, Homeoffice-Regelungen vertraglich oder über eine Betriebsvereinbarung zu fixieren. So lassen sich klare Rahmenbedingungen schaffen – und spätere Konflikte vermeiden.
Diese Punkte sollten HR und Führungskräfte vertraglich regeln
Wer Telearbeit ermöglicht, sollte mit Beschäftigten eine schriftliche Zusatzvereinbarung treffen, die mindestens folgende Aspekte abdeckt:
Arbeitszeiten und Erreichbarkeit: Gilt Vertrauensarbeitszeit oder Kernzeitmodell?
Kostenübernahme: Wer zahlt Technik, Internet, Bürostuhl oder Stromkostenanteile?
Datenschutz & IT-Sicherheit: Welche Richtlinien gelten im häuslichen Umfeld?
Arbeits- und Gesundheitsschutz: Wie wird die Ergonomie des Arbeitsplatzes geprüft?
Hybridmodelle: Wie viele Tage gelten als Präsenztage, wie viele als Homeoffice?
Gerade für HR ist wichtig: Der Arbeitgeber bleibt verpflichtet, auch im Homeoffice die Arbeitsschutzvorgabeneinzuhalten. Das betrifft z. B. Beleuchtung, Bildschirmhöhe oder Sitzmöbel. Daher enthalten viele Verträge eine Klausel, die ein Zutrittsrecht für Arbeitsschutzprüfungen vorsieht.
Versicherungsschutz: Was gilt bei Unfällen im Homeoffice?
Seit einer Entscheidung des Bundessozialgerichts (BSG, Az. B 2 U 4/21 R) im Dezember 2021 ist klar:
Auch Tätigkeiten im häuslichen Arbeitszimmer stehen unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung (§ 8 SGB VII).
Das bedeutet: Wege, die unmittelbar mit der Arbeitstätigkeit zusammenhängen – etwa der Gang vom Schlafzimmer ins Homeoffice oder zur Küche für ein Getränk – gelten als versicherte Wege.
Für HR-Abteilungen bedeutet das: Mitarbeitende im Homeoffice sind rechtlich nahezu gleichgestellt mit jenen im Büro, solange sie berufliche Tätigkeiten ausüben. Private Handlungen (z. B. Kinderbetreuung oder Haushalt) sind dagegen nicht abgesichert.
Homeoffice als strategisches HR-Instrument
Aus Personalperspektive ist Homeoffice längst mehr als eine Frage der Flexibilität. Es ist ein entscheidender Hebel für Mitarbeiterbindung, Produktivität und Arbeitgeberattraktivität.
Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB, 2024) geben 72 % der Beschäftigtenan, dass Homeoffice ihre Zufriedenheit deutlich steigert – gleichzeitig sinkt die Fluktuation messbar.
Unternehmen, die hybride Arbeitsmodelle ermöglichen, verzeichnen laut ifo-Institut eine bis zu 8 % höhere Produktivität. Führungskräfte berichten zudem von besserer Konzentration bei Aufgaben, die ungestörtes Arbeiten erfordern.
Flexibilität ja – aber mit klaren Regeln
Für Arbeitgeber und HR-Teams gilt: Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Doch wer es langfristig erfolgreich gestalten will, braucht klare Vereinbarungen, rechtliche Sicherheit und Vertrauen. Ein strukturierter Homeoffice-Rahmen – kombiniert mit gezielter Führung auf Distanz – sorgt dafür, dass Flexibilität und Leistung kein Widerspruch sind.
Homeoffice ist kein Selbstläufer, sondern ein Gestaltungsthema für HR: rechtlich sauber, klar geregelt und mit echtem Mehrwert für beide Seiten.